Über Pro-Skills

Die Zahl der Personen mit schwierigem sozialem Hintergrund, die über keinerlei Ausbildung verfügen oder nur schwer einen Arbeitsplatz in ihrem ersten Beruf finden, nimmt immer weiter zu. Erwachsenenbildung sollte diesen Personen eine Chance geben, Weiterbildungen zu absolvieren und somit ihre Qualifikation zu verbessern.

Erfahrungen und Studien aus verschiedenen Teilen Europas zeigen, dass Angebote der Er-wachsenenbildung und des Lebenslangen Lernens überwiegend von den Personen in An-spruch genommen werden, die bereits über ein gewisses Maß an Ausbildung verfügen. Ins-besondere sozial Benachteiligte sind unter den Lernenden selten vertreten oder haben Schwierigkeiten, die Bildungsangebote vollständig und erfolgreich abzuschließen. Für diese Zielgruppe kann ein Mangel an sozialen und personalen Kompetenzen eine mögliche Barrie-re sein. Neben fachlichen und methodischen Kenntnissen sind soziale und personale Fertig-keiten grundlegende Kompetenzen eines Erwachsenen, welche die Voraussetzung für den Zugang und das erfolgreiche Absolvieren jeglicher Art von formeller und informeller Aus- und Weiterbildung darstellen. Darüber hinaus sind sie wesentlich für die Entwicklung und Festigung der individuellen sozialen und kulturellen Identität. Sie werden als wichtige Res-sourcen für eine gesunde Lebensführung angesehen.

Das erste Pro-Skills Projekt

Leider sind diese Basiskompetenzen bisher in den Curricula der Erwachsenenbildung nur selten vertreten, und nur wenige Angebote bieten Erwachsenen die Chance, sie in einem geschützten Rahmen zu erproben und zu üben. Das erste Pro-Skills-Projekt setzte sich zum Ziel, diese Lücke zu füllen.

Laufzeit: Oktober 2006 – September 2008

Sokrates Referenznummer: 230054 – CP -1-2006-1- LU – Grundtvig – G1PP

Wichtige Schritte des Projekts:

  • Erarbeitung einer Trainingskonzepts zur Förderung von sozialen und personalen Kompetenzen bei sozial benachteiligten Erwachsenen im Sinne des Empowerments: Die Teilnehmer wurden befähigt, eigenständig Prozesse Lebenslangen Lernens zu planen und umzusetzen und dadurch gleichberechtigten Zugang zu Angeboten der Erwachsenenbildung zu erhalten. Das Training basiert auf den Ansätzen des selbstre-gulierten, produktiven, kooperativen und erfahrungsbasierten Lernens.
  • Publikation des Trainingskonzepts: Das Trainingskonzept wurde als Printversi-on und via Internet in neuen veröffentlicht. Die Broschüre enthält Hintergrundinfor-mationen, Ziele des Trainings, die Trainingsmodule (Methoden und Inhalte), Arbeits-materialien sowie eine kurze Beschreibung der Pilottrainings und der Evaluationser-gebnisse.
  • Pilottrainings: Durch die exemplarische Umsetzung von Pilottrainings durch vier Projektpartners in verschiedenen Ländern wurde das Trainingskonzept getestet und optimiert.
  • Europäischer Workshop für Fachkräfte: In einem ersten Schritt wurden im Rahmen eines europäischen Workshops Fachkräfte als Multiplikatoren ausgebildet. Nationale Trainerworkshops folgten.
  • Sensibilisierung von Entscheidungsträgern: Politische und sonstige Verantwortliche im Bereich Erwachsenenbildung wurden für die Bedeutung der sozialen und personalen Kompetenzen sensibilisiert, um durch eine Integration des Trainings in bestehende Curricula und Bildungsangebote der Erwachsenenbildung Langzeiteffekte zu erzielen. Zu diesem Zweck wurde eine europäische Konferenz veranstaltet, in deren Fokus der Austausch und die Vernetzung von Institutionen, Fachkräften und Entscheidungsträgern stand. Die Konferenz mündete in eine gemeinsame Erklärung zur Bedeutung der Basiskompetenzen als Grundlage des Lebenslangen Lernens.


Innovation:

Berücksichtigung von sozialen und personalen Kompetenzen in Curricula und Bildungsangeboten: Bisher ist die Förderung personaler und sozialer Kompetenzen in Angeboten der Erwachsenenbildung nur wenig berücksichtigt. Ausgehend von der Bedürfnispyramide nach Maslow (1954) sind wir davon überzeugt, dass „höhere“ Ziele wie Bildung, Berufstätigkeit und Selbstverwirklichung nicht realisiert werden können, wenn ein Mangel an Basiskompetenzen besteht und die Befriedigung von Grundbedürfnissen nicht gesichert ist. Die Erfahrung zeigt, dass Angebote der Erwachsenenbildung und des Lebenslangen Lernens insbesondere von Personen in Anspruch genommen werden, die bereits über ein gewisses Maß an Bildung verfügen. Insbesondere hinsichtlich des gleichberechtigten Zugangs sozial Benachteiligter zu Bildungsangeboten ist es unabdingbar, die Förderung von sozialen und personalen Kompetenzen in die Curricula der Aus- und Weiterbildung zu integrieren.

Förderung von sozialen und personalen Kompetenzen bei Erwachsenen: Es bestehen zahlreiche Projekte und Ansätze zur Förderung von personalen und sozialen Kompetenzen bei Kindern und Jugendlichen. Viele wurden mit Hinblick auf Gesundheitsförderung, Sucht- oder Gewaltprävention entwickelt. Selten wird hingegen berücksichtigt, dass auch Erwachsene und insbesondere Personen mit schwierigem sozialem Hintergrund Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung dieser Kompetenzen benötigen. Insbesondere für sozial benachteiligte Erwachsene kann ein Mangel an sozialen und personalen Kompetenzen ein Hindernis für den Zugang und das erfolgreiche Absolvieren jeglicher Art von formeller und informeller Aus- und Weiterbildung darstellen. Diese Lücke soll geschlossen werden.

Der Einsatz von selbst-reguliertem, produktivem, kooperativem und erfahrungsbasiertem Lernen in der Erwachsenenbildung: Die Ansätze des selbst-regulierten, produktiven, kooperativen und erfahrungsbasierten Lernens scheinen besser geeignet als herkömmliche Lernmethoden, um nachhaltig Wissen und Fertigkeiten zu erwerben. Daher wurden Elemente und Grundprinzipien dieser Ansätze in das Trainingskonzept integriert. Der Lernende wird zum Subjekt des Lernprozesses und lernt, diesen selbst zu regulieren. Die praxisorientierte Art des Trainings erlaubt es den Erwachsenen, die Fertigkeiten in einem geschützten Rahmen einzuüben, was im realen Leben kaum möglich ist. Durch Rollenspiele und die Simulation von Alltagssituationen wird gesichert, dass die neu erworbenen Kompetenzen auch in den Alltag transferiert werden.

Sensibilisierung mit dem Ziel der Langzeiteffekte: Pro-Skills zielt nicht nur auf die Umsetzung des Trainingskonzepts und die Umsetzung eines Projektes auf Zeit. Durch die Ausbildung von Multiplikatoren und insbesondere die Sensibilisierung von Entscheidungsträgern sollen eine nachhaltige Umsetzung des Konzepts gesichert sowie Langzeiteffekte erzielt werden. Daher richtete sich die europäische Konferenz an politisch und weitere Verantwortliche sowie Entscheidungsträger, die für Curricula und das Design von Trainingsangeboten im Bereich Erwachsenenbildung verantwortlich sind. Im Rahmen der Konferenz wurde eine gemeinsame Erklärung erarbeitet, die der Presse vorgestellt und in einer Broschüre veröffentlicht wurde.


Projektkoordination

Centre de Prevention des Toxicomanies, Luxembourg (Luxembourg)

Zentrum für empirische pädagogische Forschung, Landau (Germany)


Projektpartner

Azienda Sanitaria Locale di Milano, Milano (Italy)

Hochschule Fulda – University of Applied Sciences, Fulda (Germany)

Irti Huumeista Ry, Vaasa (Finland)

Institute for Research and Development “Utrip”, Grosuplje (Slovenia)

Megyei Egészség Kultúrát Koordináló Alapítvány, Nyiregyháza (Hungary)

Protasi- Movement for another lifestyle, Patras (Greece)

Wilde Bühne, Stuttgart (Germany)

Swiss Federation for Adult Learning, Nyon (Swizzerland)